april 2019

Meine Vorstellung

als Kandidatin für den Gemeinderat in Edingen-Neckarhausen 2019 habe ich um drei schwedische Begriffe herum aufgebaut: "klimatångest", "klimatsmart" und "hemmablind". Ich finde die drei Wörter sehr ausdruckstark.

Das erste Wort gibt es erst seit ca 10 Jahren. Es gibt Belege dafür, dass diese Angst vor dem Klimawandel, die noch mehr ist als Angst - es ist ein Angstzustand, eine Panik - für viele Menschen sehr real ist. Angst wird gerne belächelt, als Schwäche abgetan, aber schon Christa Wolf hat in ihrem Buch "Verblendung" über die Angst als Realität geschrieben. Und davon gesprochen, dass keine Angst vor etwas zu haben, das tatsächlich sehr bedrohlich ist, gefährlich sei.
Beim Klimawandel wird meistens davon gesprochen, was er mit unseren Lebensbedingungen macht, mit der physischen Welt. Wie er unsere Psyche beeinflusst, darüber spricht man seltener. Bevor Greta Thunberg angefangen hat, sich zu engagieren, litt sie an einer Depression, die mit dem Klimawandel zu tun hatte.

Mein zweites Wort bezeichnet das was wir sein müssen, um den Klimawandel und die Angst davor zu überwinden. Wir müssen schlau sein. Wir müssen intelligente Lösungen finden. Wir müssen z.B. nicht nur weniger Auto fahren, sondern auch wieder dezentralisieren. Das gilt vor allem für unsere Versorgung. Die Wege müssen kürzer werden, damit wir weniger Energie brauchen. Es muss einen Laden oder einen Helfer vor Ort geben und der Strom muss in der Gemeinde erzeugt werden.

Mein drittes Wort bedeutet blind zu sein für das Zuhause, für das was man kennt. Manchmal übersieht man Sachen, man sieht sie als unveränderbar und selbstverständlich an. Ich denke, dass gerade die Tatsache, dass ich noch nicht lange hier lebe, den Vorteil haben kann, dass ich mit einem anderen Blick auf die Begebenheiten in der Gemeinde schaue.

Unser Moderator, Ulf Wacker, hat alle Kandidaten gefragt, wofür sie sich fürchten oder wo sie die größten Herausforderungen sehen. Ich für mein Teil hoffe, dass im neuen Gemeinderat mehr Frauen sitzen als jetzt der Fall ist, denn ich fürchte, dass eine starke Männerdominanz mich frustrieren würde. Ferner hoffe ich, dass ich durch die Tatsache, dass ich eine bekennende Autogegnerin bin, nicht zu sehr anecken würde.

Ich bin bei der OGL, weil die Erhaltung der Lebensgrundlagen unabdingbar ist. Ich habe immer grün gewählt und alle grüne Themen finde ich interessant und wichtig. In meinem Studium habe ich mich aber weniger mit der Natur und mehr mit der Kultur beschäftigt. Ich liebe alles was mit Texten und Sprachen und interkulturellem Austausch zu tun hat und ich verabscheue jeden Versuch, die Welt weniger bunt zu machen. Pauschalisierende Äußerungen sind mir verdächtig. In diesem Zusammenhang möchte ich sagen, wie sehr es mich das erste mal schockiert hat und wie hart es mich jedes mal trifft, wenn hier, in meinem neuen Wohnort und drum herum negativ über den Osten Deutschlands gesprochen wird, gar von den Ossis als Spezie. Ich habe 15 Jahre im Osten gelebt, bis 2016, und es ist sehr lange her, dass ich das Wort Wessi gehört habe. Ich möchte darauf hinweisen, dass die Wende 30 Jahre zurückliegt. Meine Aufforderung ist: Wer das Gefühl hat, im Osten ticken die Menschen anders als hier, sollte schleunigst hinfahren um zu schauen ob das stimmt. Ich habe nämlich den Verdacht, dass die "Ossis" den Westen besser kennen als die "Wessis" den Osten.







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